Damit ein Landwirtschaftsbetrieb nachhaltig ist, muss er nicht nur der Umwelt Sorge tragen, sondern auch wirtschaftlich rentieren und ein angenehmes Arbeitsumfeld gewähren. Um dies im Rahmen einer Nachhaltigkeitsanalyse (NHA) zu beurteilen, gibt es für Betriebsleitende verschiedene Möglichkeiten (siehe weiter unten). Rise, eine Methode der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL), bietet dem Betrieb eine ganzheitliche Beurteilung der Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion und fokussiert auf die Verbesserung der Nachhaltigkeit durch Beratung.

Stefan und Karin Niederhauser haben für ihren Betrieb eine Rise-Analyse erstellen lassen und damit positive Erfahrungen gemacht. «Das Wichtigste war, dass wir uns Gedanken machten und es half uns, den Betrieb selber von aussen zu betrachten», so Stefan Niederhauser.

Das Betriebsleiterpaar bewirtschaftet seit 2008 den Betrieb «Chüeweid» mit Milchwirtschaft, Ackerbau und Spezialkulturen in Zimmerwald BE. Auf zirka 15 Hektaren bauen sie Weizen, Gerste, Mais und Ackerbohnen an. Dazu kommen 5 Hektaren Spezialkulturen mit u. a. Erdbeeren, Kirschen, Heidelbeeren, Himbeeren und Gemüse. Die Produkte werden direkt auf dem Hof vermarktet, über einen Laden in Wabern, einen Verkaufsautomaten und über Saisonbox.ch. [IMG 3]

Etwas Zeit investiert

Im Frühling 2021 haben sie die Analyse auf Anfrage des Naturparks Gantrisch, wo der Betrieb Mitglied ist, durchgeführt. Es brauche schon Zeit, sagt Stefan Niederhauser, «aber wenn man offen ist, ergeben sich viele neue Ideen, von denen man profitieren kann». Der Zeitaufwand schätzt er auf etwa zwei Tage ein, wobei die Analyse von Master-Studenten der HAFL durchgeführt wurde und deshalb etwas zeitaufwendiger war.

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AboNachgefragt«Nachhaltigkeit bedeutet auch, als Betrieb überleben zu können»Montag, 28. März 2022 Im sozialen Bereich habe ihnen die NHA am meisten gebracht, so der Betriebsleiter. «Wir haben über unsere Stärken und Schwächen nachgedacht und wie wir die Stärken des anderen fördern können.» So hat das Ehepaar die Aufteilung im Betrieb verbessert. Aber die Vielfältigkeit des Betriebs wurde bewusst beibehalten. «Weil ich und meine Frau auf diese Weise gut unsere Stärken ausleben können», meint Niederhauser. Auch die Wohnsituation hat sich verändert. Um etwas mehr Privatsphäre zu haben, ist die Familie ins Stöckli gezogen. Das Bauernhaus dient nun als Wohnmöglichkeit mit Gemeinschaftsküche für die bis zu zehn Angestellten.

Es bleibt, wie es ist

Doch auch, dass etwas so bleiben kann, wie es ist, kann ein Resultat einer NHA sein: Auf dem Betrieb «Chüeweid» sei schon lange die Frage im Raum gestanden, anstatt auf Milchkühe auf Legehennen zu setzen, so Stefan Niederhauser. «Wir kamen dann zur bewussten Entscheidung, dass wir die Kühe behalten, da wir Raufutterverzehrer brauchen mit der Fläche, die wir bewirtschaften.» Was bei einer Rise-Beratung als Schwäche des Betriebs herauskommt, dem kann in Zukunft entgegengesteuert werden. So z. B., dass vermehrt darauf geachtet wird, welche Produkte oder Betriebszweige rentieren, um gezielt darauf zu setzen.

Drei Schweizer Möglichkeiten

Folgende Möglichkeiten zur Analyse der Nachhaltigkeit gibt es in der Schweiz:

Rise

  • Abkürzung für: Response-Inducing Sustainability Evaluation
  • Institution: HAFL
  • Zweck: Beratungstool zur Selbsteinschätzung und Strategieentwicklung
  • Zielgruppe: Landwirtschaftsbetriebe
  • Besonderheiten: Ganzheitliche Erfassung des Betriebs, erste NHA (gibt es seit 1999)
  • Anwendung von: Ausgebildeten Beratungspersonen
  • Zeitaufwand für Betriebsleitende: 1 bis 2 Tage, je nach Angebot
  • Kosten: zirka Fr. 775.– je nach Angebot

Smart

  • Abkürzung für: Sustainability Monitoring and Assessment Routine
  • Institution: FiBL
  • Zweck: Bewertung derNachhaltigkeit auf einem Betrieb und Vergleich verschiedener Betriebe und Produktionssysteme
  • Zielgruppe: Landwirtschaftsbetriebe und Forschung
  • Besonderheiten: Ganzheitliche und vergleichbare Analyse von Landwirtschafts- und Gartenbau-betrieben gemäss den Nachhaltigkeitsleitlinien der Welternährungsorganisation
  • Anwendung von: Ausge-bildeten Expert(innen)(Fachpersonen und Forschenden)
  • Zeitaufwand für Betriebs-leitende: 0.5 Tage
  • Kosten: Je nach Projekt-umfang

Salca-Sustain

  • Abkürzung für: Swiss Agricultural Life Cycle Assessment, Erweiterung «sustain»
  • Institution: Agroscope
  • Zweck: Forschung, Managementstrategien überprüfen
  • Zielgruppe: Forschung und Behörden
  • Besonderheiten: Präzise Indikatoren zu Bodenqualität, Biodiversität, Ökotoxizität, Landschaftsästhetik und Arbeitsbelastung
  • Anwendung von: Forschenden
  • Zeitaufwand für Betriebs-leitende: 1 bis 2 Tage
  • Kosten: Keine direkten Angebote für Landwirt(innen)